Das Abendmahl Leonardo da Vincis
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Leonardo da Vincis Letztes Abendmahl im ehemaligen Refektorium von S. Maria delle Grazie in Mailand gehört fraglos zu den Inkunabeln der Kunst und deren Geschichte. Anläßlich der 500jährigen Wiederkehr seiner Fertigstellung (1497/98) unternimmt es der Autor, die künstlerische Vielschichtigkeit und geistige Universalität eines der meistuntersuchten und meistbesuchten Einzelkunstwerke der Welt aufzuweisen.
Zweifach Unmögliches - so scheint es - hat der Universalkünstler Leonardo mit seinem Abendmahl versucht: durch expressive Gestik höchste Bewegung in die starre Unbeweglichkeit einer gemalten Geschichte zu bringen und durch mimischen Ausdruck der bloßen Körperlichkeit der Gestalten ein überaus abwechslungsreiches seelisches Innenleben zu geben. Mit seiner distanziert beobachtenden Menschensicht, seiner ausgeklügelten perspektivischen Raumkonstruktion und seinem die gesamte bisherige christliche Abendmahlsdarstellung überbietenden Bildentwurf weist Leonardos Wandbild bereits weit in die Moderne.
Eine bewegte Fülle symbolischer Verweise formaler und inhaltlicher Art richtet die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die zentrale Bildmitte, die ruhende Gestalt Christi hin, welche mit ihrer räumlichen und figuralen Umgebung verflochten ist, zugleich aber auch von ihr getrennt bleibt. Bis in Einzelheiten hinein bestätigt sich aber auch eine in der Wirkungsgeschichte bis heute immer wieder auftretende Betrachtungsweise, die mehrere Deutungen zugleich zuläßt.
Ohne die Entstehungsgeschichte dieses epochalen Kunstwerks direkt zu berühren, stellt der Autor das Bild in seine Zeit, geht auf damalige und heutige Interpretationen von bildnerischen Werken religiösen Inhalts ein, setzt eigene Thesen hinzu. Fragen zur Wahrnehmung des Gesamtkunstwerks bzw. einzelner Elemente und philosophisch-psychologische Betrachtungen zur Darstellungsweise nehmen einen breiten Raum ein.
In der Einleitung wird anhand eines logisch-mathematischen Modells der informationstheoretische Zugang zur Analyse des Bildes und seiner konstitutiven Strukturen wie Aufbau, Perspektive, Muster, Design, Modellierung, Kolorit, Zeichnung, Ausdruck und Entwurf geschaffen.
Mit dieser Arbeit liegt die seit Emil Möller (1952) und Leo Steinberg (1973) wohl umfassendste Werkmonographie vor, die die inzwischen erschienene neuere, internationale Literatur miteinbezieht. Kunstwissenschaftlern und kunstinteressierten Lesern wird sie eine Fülle von Informationen vermitteln und zahlreiche neue Denkansätze liefern.
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