Code-Switching und Script-Switching zwischen Chinesisch und Deutsch in Renren-Postings
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Die meisten aktuell vorliegenden Studien, die sich mit verschiedenen Sprachen, die nicht auf dem lateinischen Alphabet basieren, befassen und das Konzept Code-Switching (d. h. den Wechsel zwischen Sprachen) auf die Analyse der interaktionalen digitalen Schriftlichkeit anwenden, treffen keine Unterscheidung zwischen dem Code-Switching und dem Script-Switching (d. h. dem Wechsel zwischen verschiedenen Schriftsystemen). Dennoch muss bei der Analyse der mehrsprachigen digitalen schriftbasierten Kommunikation neben dem Code-Switching auch das Script-Switching mitberücksichtigt werden, da die beiden nicht immer miteinander einhergehen müssen. Vor diesem Hintergrund zielt die Untersuchung im vorliegenden Buch darauf ab, eine Methode für die systematische Analyse von Code-Switching gegenüber Script-Switching auszuarbeiten. Welche Bedingungen, Formen und Funktionen zeichnen das Code-Switching aus? Inwieweit geht mit dem Code-Switching auch ein Script-Switching einher und wie gestaltet sich die systematische Anwendung beider Ressourcen einzeln und kombiniert? Welche funktionalen Differenzen können zwischen Code- und Script-Switching aufgewiesen werden? Diesen Fragen geht die vorliegende Studie nach. Dazu wurden 416 Postings von insgesamt 57 Deutschlerner*innen einer Fremdsprachenuniversität in China erhoben und analysiert, die die Deutschlerner*innen im Rahmen ihrer Nutzung des sozialen Netzwerks Renren und in der Zeit zwischen 2011 und 2015 verfasst haben. Die Schreibpraxis von chinesischen Deutschlerner*innen in Bezug auf interaktionale Schriftlichkeit in authentischen Alltagsinteraktionen wurde in der vorliegenden Studie anhand des sozialen Netzwerks Renren analysiert. Dieses Netzwerk bietet außerdem eine Diversität an anderen Gegebenheiten in Bezug auf die Phänomene Code- und Script-Switching. Mithilfe von konversationsanalytischen und interaktionallinguistischen Methoden lassen sich die sich aus dem Zusammenspiel des Code-Switchings und des Script-Switchings ergebenden Kombinationsmöglichkeiten in der digitalen Schriftlichkeit erarbeiten und formal sowie funktional beschreiben. Dieses Analyseinstrument erlaubt es, sowohl die sequenziellen Positionen einzelner Fälle des Code-Switchings und/oder des Script-Switchings sowie deren interaktionale Funktionen zu erfassen. Dabei wurde auf quantitative und qualitative Methoden zurückgegriffen. Erstmalig wird für die Beschreibung der formalen Eigenschaften des Code-Switchings und/oder Script-Switchings ein Beschreibungsmodell entwickelt. Neben den grammatischen Bedingungen werden auch die interaktionalen Funktionen von Code- und Script-Switching anhand von zahlreichen authentischen Beispielen sehr detailliert beschrieben. So wird auf der einen Seite gezeigt, dass (i) sich das funktionale Potential des Code-Switchings mit oder ohne Script-Switching mit den diskurs- und teilnehmerbezogenen Funktionen erfassen lässt, und (ii) das Script-Switching, das mit oder ohne Code-Switching auftreten kann, den kreativen Umgang von Schreiber*innen mit der Schrift widerspiegelt. Auf der anderen Seite zeugen komplexe, wortinterne und sprachspielerisch motivierte Code- und Script-Switchings von der hohen Sprachkompetenz der chinesischen Deutschlerner*innen in beiden Sprachen und nicht von einem defizitären Sprachgebrauch. Die in der Studie gewonnenen Erkenntnisse stellen eine Grundlage für weitere empirische Studien dar und geben neue Impulse für die Fremdsprachendidaktik. Die Untersuchung trägt somit zu der systematischen Analyse des Zusammenhangs zwischen dem Code-Switching und dem Script-Switching bei und veranschaulicht nicht nur für die Erforschung von Code-Switching neue Aspekte, sondern auch für die Erforschung des Fremdsprachenerwerbs und für die DaF-Forschung.
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