"Close your eyes"
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Close your eyes." Kurz bevor die Erde untergeht, fordert in Lars von Triers Apokalypse-Melodrama Melancholia (2011) die Hauptfigur Justine ihre Schwester Claire und deren Sohn auf, die Augen zu schließen und sich ihren eigenen phantasmatischen Vorstellungen hinzugeben. Im programmatisch blinden Sehen wird die Katastrophe zu einem ästhetischen Erlebnis - nicht zuletzt für den Zuschauer.
In ihrer grundlegenden Studie legt Sophie Wennerscheid dar, inwiefern von Trier mit dieser Szene die Kraft der Imagination beschwört und damit an die Literatur der skandinavischen Moderne anschließt, welche den Zusammenhang von Phantasma, Kraft und Dunkelheit intensiv erforscht und poetisch produktiv gemacht hat. Die Arbeit zeigt, wie bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein Kraft als berechenbar betrachtet wurde, sie dann aber in der Moderne als zunehmend rätselhaft und chaotisch ästhetisiert wird. Skandinavische Autoren wie J. P. Jacobsen, August Strindberg, Knut Hamsun oder Johannes V. Jensen schaffen Figuren, die lustvool delirierend durchs Leben treiben und den Tod Gottes gleichsam im Selbstversuch erproben.
Die Arbeit macht Kraft als einen Schlüsselbegriff der literarischen Moderne erkennbar und leistet einen Beitrag zu einer Theorie des sich selbst dunklen Subjekts.
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen