Angebote / Angebote:
Die Unterscheidung schmutzig / sauber bzw. rein / unrein gehört zu den grundlegenden politischen und religiösen Differenzkategorien. Rituelle Waschungen markieren Übergänge, begleiten »rites de passage« und gehen oft mit inneren Transformationen einher. Zugleich ist Sauberkeit ein zentraler Bestandteil des Diskurses der Moderne, in dem sich Praktiken der Körper- und Stadthygiene mit Vorstellungen von Ordnung und Rationalität verbinden. Zu diesem Diskurs gehört auch der museale »White Cube«, als Ausdruck der sauberen Trennung zwischen Kunst und Nichtkunst.
Die Vision einer von schmutzigen Verstrickungen gereinigten Kunst wurde nach der Moderne nicht nur als utopisch, sondern auch als potenziell gewalttätig und hegemonial entlarvt. Der »modernisme noir« (Blum / Hartle) macht sichtbar, was die saubere Moderne ausblendet oder ausschließt. Dazu gehört nicht zuletzt das (häufig migrantische) Reinigungspersonal, das außerhalb der Öffnungszeiten dafür sorgt, dass Galerien als »White Cube« erlebt werden können.
Der Band ist das Resultat eines Experiments: Wie lassen sich künstlerische Praxis, Theorie, Geschichte und Reinigungspraxis zusammendenken? Was entsteht >rein praktisch< und >rein theoretisch<, wenn Künstler*innen, Theoretiker*innen, Historiker*innen und Dienstleister*innen gemeinsam über Reinigungsprozesse nachdenken? Die Beiträge befassen sich mit Reinigung nicht nur als Metapher, sondern auch ganz konkret - als Beruf, oder als einem in die urbane Infrastruktur eingebundenen Prozess. Ein verbindendes Element ist der Versuch, Vorstellungen von Sauberkeit und konkrete Praktiken zusammenzudenken, die Metapher der Reinigungsarbeit also gleichsam vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Ab Lager