Bruno Lüdke
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»Monster in Menschengestalt« titelte die Neue Zeit 1946. Der Spiegel zog bereits 1950 mit einem Artikel zum »Fall Lüdke« nach. Und als dann auch noch der Dokumentarbericht »Nachts, wenn der Teufel kam« 1956/57 in der Zeitschrift Münchner Illustrierte erschien, nach den Original-Polizeiakten verfasst von Will Berthold, und von Robert Siodmak 1957 mit Mario Adorf in der Titelrolle verfilmt (10 Bundesfilmpreise), war Bruno Lüdke miteins ein Mythos: Deutschlands berüchtigster Serienmörder.
Jan A. Blaauw, einst Kriminalhauptkommissar in Rotterdam, lässt dieses Phantasma platzen. In akribischer Analyse der 51 Mordfälle entlarvt er diesen gigantischen Schwindel: als Fake.
Aus heutiger Sicht erweist sich der Fall Bruno Lüdke als historische Phantomatisierung eines Serienmörders. Umfangreiche Aktenuntersuchungen haben mittlerweile ergeben, dass die Geständnisse des geistig behinderten Lüdke erpresst worden sind.
1908 in Berlin geboren, galt Bruno Lüdke bereits vor seiner Verhaftung als Außenseiter der Gesellschaft: Wegen kleinerer Diebstähle vorbestraft, war er vom Erbgesundheitsgericht in Berlin 1939 als unzurechnungsfähig erklärt und zur Unfruchtbarmachung verurteilt worden. Im März 1943, im Alter von 35 Jahren, wurde er unter dringendem Tatverdacht des Mordes an einer Witwe in Köpenick von dem Berliner Kriminalkommissar Heinrich Franz festgenommen. Während des Verhörs soll er 20 weitere Morde und im Verlauf der viermonatigen Untersuchungen durch eine Berliner Sonderkommission nochmals 31 Morde (überwiegend an Frauen) im Zeitraum zwischen 1924 und 1943 an etwa 40 verschiedenen Tatorten gestanden haben.
Schon 1943 hatte die Hamburger Kriminalpolizei Geständnisse, die den norddeutschen Raum betrafen, eindeutig widerlegt. Ein offizieller Geständniswiderruf wurde aber verhindert, da Himmler und Goebbels bereits mittels Lichtbild- und Filmdemonstrationen von dem großen Erfolg berichtet worden war. Goebbels hatte daraufhin gar die »Vierteilung der Bestie« gefordert. Bruno Lüdke wurde isoliert und alsbald nach Wien überführt, wo man ihn brutalen kriminalmedizinischen und kriminalanthropologischen Untersuchungen unterzog. Auf ungeklärte Weise (wahrscheinlich durch Luftinjektion) ist Lüdke im April 1944 im Polizeigefängnis in Wien ermordet worden.
Mit Texten von Gottfried Faulhaber, Herbert Kosyra, Günter Prodöhl und Philipp Schneider.
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