Bonhoeffer in Finkenwalde
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In Finkenwalde bei Stettin (heute Sczeczin-Zdroje) gründete Dietrich Bonhoeffer im Jahre 1935 ein Predigerseminar zur Pfarrerausbildung der Bekennenden Kirche (BK). Zu den dort ausgebildeten Seminaristen gehörten u. a. Eberhard Bethge, Albrecht Schönherr und Gerhard Ebeling. Im Rück-blick bezeichnete Bonhoeffer die Zeit in Finkenwalde als seine erfüllteste sowohl in Bezug auf die beruflichen als auch auf die menschlichen Aspekte.
Der Kontakt zu den Absolventen wurde durch Rundbriefe gepflegt. In diesen "Finkenwalder Rund-briefen" berichten Bonhoeffer und seine engsten Mitarbeiter von dem Alltag im Seminar, von strit-tigen Themen und Diskussionen auf dem Feld der Theologie und von belastenden Ereignissen und Entwicklungen im Kirchenkampf. Den "Finkenwalder Rundbriefen", die in diesem Buch zum ers-ten Mal komplett veröffentlicht werden, sind Predigten und andere Texte beigegeben.
Schon vor 1933 hatte Bonhoeffer von dem gewaltlosen Kampf Mahatma Gandhis gegen die briti-sche Kolonialherrschaft in Indien gehört. Ihm schwebte vor, auf ähnliche Weise dem Nationalsozi-alismus in Deutschland zu begegnen. In der Seminarausbildung in Finkenwalde wollte er junge Theologen in ein Nachfolge-Christentum des widerständigen Tuns hineinführen. Doch die Beden-ken dagegen waren groß. Der materielle und ideologische Anpassungsdruck auf die Kandidaten war enorm.
Die in dem Buch gesammelten Dokumente lassen nicht nur ermutigende Erfolge, sondern auch Meinungsverschiedenheiten und Spannungen untereinander deutlich werden. Schmerzhaft war es, wenn einzelne die gemeinsam aufgebaute Bruderschaft wieder verließen. In dem Buch wird ergän-zend die Entstehung der Predigerseminare der BK und die Wahl von Bonhoeffer als Seminardirek-tor beschrieben. Ein ausführlicher Anhang mit Hintergrunddokumenten, Listen, Überblicken, Ta-bellen und Registern ergänzt den Band.
Bonhoeffer hat die Entwicklungen im Kirchenkampf als Krise der Volkskirche erlebt. Ihm ging es darum, den Weg hin zu einer Gemeindekirche vorzubereiten, die es gelernt hat, auf Privilegien zu verzichten. So soll sie fähig werden, sich den zentralen Herausforderungen ihrer Gegenwart zu stel-len. Nicht alle Adressaten seiner Briefe und Texte - genauer gesagt: nur wenige - sind ihm damals in dieser Zielsetzung gefolgt. All zu oft blockierten Zukunftsängste den Neuanfang. So haben wir es immer noch vor uns, Bonhoeffers Impulse aufzugreifen und im kirchlichen Alltag umzusetzen.
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