Bildkonzeption und Wahrheitsanspruch in Oliver Stones Film "JFK"
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Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 1, 3, Freie Universität Berlin (Theater-/Filmwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar, 16 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Objektivität der Photographie verleiht ihr eine Überzeugungsmacht,
die allen anderen Bildwerken fehlt.[...] Das ästhetische Wirkungsvermögen
der Photografie liegt in der Enthüllung des Wirklichen.
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Wenn es keine zuverlässigen Wege zur Wahrheit der Vergangenheit
gibt, wenn Fotografien und Filme keine Spiegel mit Gedächtnissen,
sondern eher, wie Baudrillard meint, Spiegelkabinette sind,
dann läge unsere beste Antwort auf diese Krise der Repräsentation
darin, [...]: [s]o viele Seiten dieser Spiegel wie möglich in Anschlag
zu bringen, um die Verführungskraft von Lügen zu enthüllen.2
Das hier von Bazin postulierte Vertrauen in die Fähigkeit der Kamera, objektive
Wahrheiten von Menschen, Objekten und Ereignissen sichtbar zu
machen, begründet er mit dem strengen Determinismus des fotografischen
Verfahrens. Mit der Entwicklung der Fotografie in der Mitte des 19.
Jahrhunderts entsteht ein Bild von der äußeren Wirklichkeit zum ersten
Mal automatisch, befreit von den subjektiven "Verfälschungen" durch den
darstellenden Künstler. Diese Wirkungsmächtigkeit schrieb Bazin jedoch
nicht nur der Fotografie, sondern gleichermaßen dem Film zu, da diesem
Medium ebenso ein determiniertes, fotografisches Verfahren zugrunde
liegt. Darüber hinaus vermag es der Film, die Dinge in der Zeit und ihrer
damit verbundenen Veränderung zu zeigen, während das Foto nur die
Fähigkeit hat, das Darstellungsobjekt in einem bestimmten Augenblick vor
seinem zeitlichen Verfall zu konservieren.
Doch dieses Vertrauen in die Objektivität und die wahrheitsenthüllende
Kraft der Fotografie und der Filmbilder ist in den vergangenen dreißig
Jahren stark erschüttert worden. Der scheinbar unstillbare Hunger der
Menschen nach Bildern hat zu einer massenhaften Verbreitung von Bildern
und zu einer fortlaufenden Innovation der Bildmedien geführt. Es
kann nicht mehr geleugnet werden: Wir leben in einer von Bildern dominierten Welt. Insbesondere die Feuilletons reagieren mit zunehmen-der
Skepsis und Missbilligung auf diese übermächtige Bildpräsenz, die von
ihnen als apokalyptische Bilderflut oder sogar als Bilderhölle tituliert wird.
In den wissenschaftlichen Diskursen findet vornehmlich eine Auseinandersetzung
mit den elektronischen Fernsehbildern und den digitalen Bildern
statt. Ihre äußerste Zuspitzung erreichte diese wissenschaftliche
Bilddebatte durch die populär gewordene "Simulationstheorie" von Jean
Baudrillard.
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