Barbara oder Die Frömmigkeit
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Der Titel dieses Buches ist in Wirklichkeit eine Widmung: Franz Werfels Kinderfrau Barbara Simunkova, »das Schutzbild seiner Kindheit«, Symbol christlicher Tugendhaftigkeit, ist zugleich »Erweckerin des Feuers« seiner »ganz seltenen und mächtigen Erinnerungskraft«. Dabei bleibt Barbara in diesen vier »Lebensfragmenten« - nur anfangs und am Schluß genannt - unsichtbare Begleiterin, sie ist das innere Thema dieses Buches, das fiktives mit realem Geschehen verknüpft. Ferdinand R., ein Schiffsarzt, läßt auf einer Mittelmeerreise sein bisheriges Leben noch einmal an sich vorüberziehen. Er ist früh verwaist, Barbara darf ihn nur für kurze Zeit versorgen, diese Zeit aber reicht Ferdinand, um in ihr, fast mystisch, wortlos die »Wahlmutter« zu erkennen: die gedanklich immer gegenwärtige. Ferdinand kommt auf die Kadettenschule, lernt dort Feindseligkeit und Intrigen kennen, wird vertrieben und in ein Priesterseminar gesteckt. Ein Freund überzeugt ihn von der Richtigkeit, nicht Priester, sondern Arzt zu werden. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldet er sich freiwillig an die Front. Das Erlebnis des Krieges und die Zeit der revolutionären Unruhen in Wien in den Jahren danach hat Werfel in einem psychologisch wie atmosphärisch brillanten Dokument der Auflösung und des Zusammenbruchs der alten Doppelmonarchie aufgezeichnet, das zweite und dritte Lebensfragment bilden den Kern dieses Buches: Zeitgenossen wie Egon Erwin Kisch werden in fiktiven Gestalten teils porträtiert, teils parodiert.
Werfels persönlichstes Buch ist, so fragmentarisch es formal auch scheint, in weiten Passagen sein literarisch virtuosestes.
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