Aurelia oder der Traum und das Leben
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Gérard de Nerval wurde am 22. Mai 1809 als Sohn eines Militärarztes in Paris geboren. Er wurde nicht ganz 46 Jahre alt, ¿ er starb am 25. Januar 1855. Sein eigentlicher Name war Gérard Labrunie. Da seine Mutter ihrem Gatten zum Heere folgte und sehr früh starb, was der Dichter in der hier übersetzten Novelle »Aurelia« auch erwähnt, wurde der Knabe im Valois bei einem seiner Oheime erzogen. Er besuchte das Gymnasium und obwohl er hie und da lieber in Wald und Feld herumstreifte, als auf der Schulbank zu sitzen, war er doch der Stolz der Schule und der Gegenstand der Bewunderung seiner Kameraden, denn er dichtete kaum achtzehn Jahre alt seine »Elégies nationales«. Auch seine Faust-Übersetzung, die heute noch zu den besten gezählt wird, erschien schon zu dieser Zeit, und Goethe hat dem jungen Nerval in einem eigenhändigen Schreiben dafür gedankt. Nerval hat diesen Brief aufbewahrt, und obwohl er sonst wegen seiner Bescheidenheit bekannt war, zeigte er ihn gern seinen Freunden und versicherte, daß die Anerkennung des großen deutschen Dichters ihn mit Stolz erfülle. Zu diesen Freunden gehörten in erster Linie Théophile Gautier, Arsène Houssaye und viele andere. Nerval hatte das Glück, schon von seinen Zeitgenossen gewürdigt zu werden. Die Freunde ertrugen seine bizarren Launen geduldig und bemühten sich, ihm alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wie oft hielt er seine Verabredungen nicht! Wie häufig kam es vor, daß sein Vater, bei dem er regelmäßig Donnerstags und Sonntags speiste, ihn vergeblich erwartete! Erst nach längerer Zeit erfuhr man in solchen Fällen, daß der Dichter eine seiner großen Reisen angetreten hatte! Nerval hat viel von der Welt gesehen. Er bereiste Deutschland, Ägypten, Syrien, die Türkei. Diese Reisen regten ihn zu seinen Hauptwerken an, vor allem zu dem großen Drama: »Die Königin von Saba«, das schon wegen seiner ungeheuren Dimensionen nicht auf das Theater gebracht werden konnte. Am meisten Interesse zeigte der Dichter für die Sitten und Gebräuche der Völkerschaften, die er auf seinen Reisen kennen lernte. Er neigte stark zur Mystik und als von seinem dreißigsten Lebensjahr an sein Geist anfing, gewissen krankhaften Anfällen zu unterliegen, verstärkte sich dieser Hang.
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