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Kyung-hwa Choi-Ahois (Auf-)Zeichnungen unseres fremden, nahen Lebens Die koreanische Künstlerin Kyung-hwa Choi-Ahoi, geboren 1967, ist eine Reisende im Strom des Lebens, wandelnd zwischen den Welten, den Heimaten, den Wirklichkeiten. Ihr Logbuch sind Tagebuchzeichnungen, (Auf-)Zeichnungen dessen, was sie im Alltag wahrnimmt, was ihre Aufmerksamkeit erregt. Mit dem Bleistift fängt sie Begebenheiten, Menschen, Beobachtungen ein. Lange schon in Hamburg zuhause, wo sie an der Hochschule für bildende Künste bei KP Brehmer und Werner Büttner studierte, bleibt sie dennoch eine Fremde auf der Durchfahrt, die ihren Alltag mit Innen- und Außenblick zugleich wahrnimmt und sich darin zeichnend und schreibend einen Raum in der Schwebe eingerichtet hat. Auch der selbst erfundene Nachname, "Choi-Ahoi", ist eine Brücke, die von dort ins aktuelle Hier, von ihrer Geburtsstadt Seoul in die Hafenmetropole Hamburg führt, in der die Seefahrer und Matrosen traditionell als Gäste weilen, bevor sie wieder weiterziehen. Humor, Melancholie und ein Gespür für die Poesie und das Surreale im Beiläufigen durchfließen das filigrane Werk der Künstlerin, die seit über zehn Jahren fast täglich Zeichnungen produziert: "Gedankenspiele, alltägliche Sachen, Begegnungen, Träumereien", so Kyung-hwa Choi-Ahoi, festgehalten im kompakten Feld des Din-A-4-Formats, oft als Verknüpfungen von Bild und Text. Mehr als 5.000 Blätter hat sie im Laufe der Zeit geschaffen: ein Projekt, das 1999 in Deutschland begann, doch bis in ihre Kindheit in Korea zurückreicht. Schon als Schülerin kombinierte sie dort Zeichnungen mit lyrischen Tagebuchnotizen. Daraus entstand während ihres Studiums in Hamburg eine eigene ästhetische Form, die jenseits der Intimität des persönlichen Tagebuchs als bewusst öffentliches Medium der bildlich-sprachlichen Auseinandersetzung mit ihrem neuen Umfeld fungierte. Personen, Gegenstände, Naturphänomene, Mond, Blumen, urbane Fragmente, Liebespaare, Autos, Tiere, Geschirr, Obst, Könige oder Astronauten: Alles kann Eingang finden ins verschlungene Liniengeflecht ihrer Zeichnungen, die um Arbeiten in Mischtechnik und Collagen erweitert worden sind. Dabei vermischen sich Erinnerungen und gegenwärtige Erlebnisse zu einer Realität, in der die Grenzen, nicht nur die zeitlichen, sondern auch die territorialen und gedanklichen, aufgehoben sind. Die Verlagerung vom Persönlichen zum "sozialen Kontext" des Überpersönlichen hat sich auch in ihrer Enzyklopädie Personae, eine Serie-in-Progress, in der jeweils ein ganzes Zeichnungsheft einer Person oder einer Familie gewidmet ist, vollzogen. "Begegnungen spielen eine ganz wichtige Rolle in meinem Leben", so die Künstlerin. In den Heften versucht sie, "eine kleine Spur dieser Begegnungen zu hinterlassen". Jeweils einen Tag lang nimmt sie Teil am Leben der von ihr portraitierten Menschen, skizziert deren alltägliche Handlungen von morgens bis abends, und lässt sie am Ende noch einen Fragebogen ausfüllen, in dem diese - vom Sternzeichen über Lieblingsfarbe, -gericht oder -musik bis hin zum Herzenswunsch und Zukunftstraum - Auskünfte zur eigenen Person geben. Begonnen hatte Kyung-hwa Choi-Ahoi mit individuellen Portraits dieser Art im Freundeskreis. Doch liegt mittlerweile der Fokus auf einem Panorama der verschiedenen Berufe "in dem Jahrhundert", so die Künstlerin, "in dem ich lebe". Die Enzyklopädie Personae ruft die berühmte Zeit- und Portraitstudie des Fotografen August Sander, Menschen des 20. Jahrhunderts, ins Gedächtnis, bleibt indes zusammen mit den Tagebuchzeichnungen ihr ureigenes künstlerisches "Lebensprojekt", in dem die Gesellschaft ihrer Wahlheimat - gefiltert durch individuelle Lebensentwürfe auch solcher Personen, die wie sie aus anderen Ländern hierher gekommen sind - auf profunde Weise zur Anschauung kommt: im kollektiven Bild, den gesammelten Bildern, in denen Daseinsformen unserer Gegenwart zeichnerisch und verbal verdichtet werden. Alle Ansätze der Künstlerin wurzeln in dem Vorhaben, sich über ästhetische Aneignungsprozesse der Welt oder besser: den Welten, in denen sie sich bewegt, anzunähern, die Begegnungen mit Menschen und Orten zu vertiefen, zwischen Fremdem und Vertrautem eine Synthese herzustellen, in der eine Balance beider Prinzipien möglich wird. Ihren Arbeiten liegt fundamental auch die Frage nach der eigenen Identität zugrunde. Ihre Tagebuchzeichnungen nennt sie frei nach Fernando Pessoa "eine Reise in kurzer Strecke". Ferne und Nähe führen dabei gleichermaßen zum Ziel. So ist sie "aus der Ferne gekommen, um Nähe zu suchen, Nähe zu finden." Belinda Grace Gardner
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen

Preis

22,90 CHF