Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen
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»Wie unmittelbar, wie stark ist Gogol! Was ist er für ein Künstler!« schrieb Anfang Mai 1889 Anton Cechov bewundernd: »Allein seine >Kalesche< ist zweihunderttausend Rubel wert! Das ist einfach begeisternd und nichts weiter. Er ist der größte russische Schriftsteller.« Am 20. März alten Stils, nach neuem Kalender am 1. April, jährt sich der Geburtstag des »größten russischen Schriftstellers« zum 200. Mal. Aus diesem Anlaß erscheint in der Friedenauer Presse, in der Gogol kein Fremder mehr ist, eine weitere der Petersburger Novellen, die Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen, in neuer Übersetzung. Gogols Kunstgriff in dieser tragisch-grotesken Novelle ist die Einführung sprechender, ja miteinander korrespondierender Hunde, deren Briefe die ganze Weltsicht des subalternen Beamten Propistcin - er ist Gänsekielspitzer - widerspiegeln. Diese findet er zwar »hündisch«, und doch macht sie ihn empfänglich für den (Größen-)Wahnsinn, der schließlich ausbricht, als seine ehrgeizige Liebe zur Tochter seines Vorgesetzten enttäuscht wird. Einen der letzten Sätze dieser Erzählung hat Vladimir Nabokov seinem erfrischenden Gogol-Buch vorangestellt, klingt hierin doch die berühmte Schluß-Apotheose Rußlands aus den Toten Seelen an: »Rettet mich! Nehmt mich! Gebt mir eine Trojka mit Pferden, schnell wie der Wirbelsturm! Setz dich, mein Kutscher, klingle, mein Glöcklein, fliegt dahin, Pferde, und tragt mich fort aus dieser Welt! Weiter, weiter, daß nichts mehr, nichts mehr zu sehen ist.«