Ästhetik des Interessanten
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Das Schöne gefällt, das Interessante reizt. Ist das Schöne interessant, übt es zugleich einen Reiz aus. Andererseits kann alles Nichtschöne interessant sein: das Hässliche, das Schreckliche, das Leidvolle, selbst das Böse.
"Interessant", vom lateinischen "interesse" abgeleitet und über das Französische nach Deutschland und in andere europäische Länder eingewandert, entwickelt sich in der Moderne zu einer Wertbestimmung, die darüber entscheidet, was ein individuelles oder kollektives Subjekt für sich als wesentlich erachtet.
Das Interessante verändert zunächst die Ästhetik. Es tritt im 18. Jahrhundert in Konkurrenz zum Schönen, für Kant noch ein Gegenstand interesselosen Wohlgefallens, und bestimmt auch Schönheit neu, wenn sie in der Folge sowohl als Form des Daseins wie als Objekt des Begehrens verstanden wird. Unter dem Begriff des Interessanten verschwimmt die Grenze zwischen Kunst und Leben. Es war Kierkegaards epochale Erkenntnis, dass es ein "ästhetisches Leben" im Unterschied zum "ethischen Leben" gibt. Das Interessante steht zur Ethik in einem zwiespältigen Verhältnis, da es sich unabhängig von sittlichen Rücksichten geltend macht.
Am Beispiel philosophischer und literarischer Texte von u.a. Kant, Schiller, F. Schlegel, Tieck, Novalis, Schopenhauer, Kierkegaard, Oscar Wilde, Eduard von Keyserling, Ödön von Horvath und Thomas Mann zeigt diese Studie nachdrücklich, wie sich das Interessante in verschiedenen Spielarten zu einer Schlüsselkategorie der Moderne entwickelte.
Lothar Pikulik, geb. 1936, war von 1973 bis zu seiner Emeritierung Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier. Autor zahlreicher Monographien und Aufsätze zur Literatur und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts, zur Klassik, Romantik und Moderne sowie zur Form und Theorie von Drama und Theater. Im Georg Olms Verlag sind erschienen: Schiller und das Theater (2007) und Thomas Mann und der Faschismus (2012).
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