Arbeitsmarktpolitik und Arbeitsverwaltung in Deutschland 1871-2002
BücherAngebote / Angebote:
Die moderne Marktwirtschaft und -gesellschaft hat ein dynamisches, auf unbegrenztes Wachstum setzendes, aber immer prekäres, zeitweise krisenhaft gestörtes sozioökonomisches System geschaffen. Den neu entstehenden Arbeitsmärkten kam die Funktion zu, zwischen der stürmischen Bevölkerungsentwicklung, dem bestehenden Arbeitsangebot und der den heftigen saisonalen und konjunkturellen Ausschlägen folgenden Nachfrage der Wirtschaft nach Arbeitskräften zu vermitteln, wobei es zugleich den fortschreitenden wirtschaftlichen Strukturwandel im Zuge technischer Innovation, Rationalisierung und Globalisierung aufzufangen galt. In der historischen Langzeitperspektive betrachtet, stellte sich dabei ein labiles Fließgleichgewicht ein. Gleichwohl kam es immer wieder zu temporären, aber gravierenden Störungen der Arbeitsmärkte. Hier musste der im Entstehen begriffene Sozialstaat intervenieren, wenn das von ihm geknüpfte Netz sozialer Sicherung und Risikominimierung nicht zerreißen sollte. Die Regulierung der Arbeitsmärkte durch kommunal oder staatlich organisierte Arbeitsvermittlung stellt daher ein konstitutives Element moderner Sozialpolitik dar, sie trieb die Entwicklung hin zum voll entfalteten Sozialstaat machtvoll voran. Arbeitsmarktpolitik bewegt sich aber stets im Spannungsfeld von Sozial- und Wirtschaftspolitik, denn auch die Wirtschaftspolitik kommt in einer voll entfalteten Marktwirtschaft und -gesellschaft ohne eine Regulierung der Arbeitsmärkte nicht aus.
Der Band zeichnet die Geschichte der öffentlichen Arbeitsverwaltung in Deutschland von den ersten kommunalen Arbeitsnachweisen im Kaiserreich bis hin zur Krise und Reform der Bundesanstalt für Arbeit in der Gegenwart nach, wobei alle Felder der Arbeitsmarktpolitik berücksichtigt werden. Aspekte wie die Kontroll-, Selektions- und Sanktionsfunktion der Arbeitsverwaltung an den Rändern der Arbeitsgesellschaft, das Verhältnis von Selbstverwaltung und staatlicher Kontrolle, die Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit und Ausländerbeschäftigung werden im zeitlichen Längsschnitt verfolgt.
In der Kommandowirtschaft des nationalsozialistischen Staates wurde Arbeitsmarktpolitik den verbrecherischen Staatszielen der Rüstung, der Kriegführung und des Völkermords dienstbar gemacht. Die Verwicklung der Arbeitsverwaltung in die Massenverbrechen des NS-Staates - die Deportation der Juden, der Arbeitseinsatz von Sinti und Roma, der Mord an psychisch Kranken und geistig Behinderten, die Repressalien gegen "Asoziale", der massenhafte Einsatz von ausländischen Zwangsarbeitern - steht im Mittelpunkt des Kapitels über das "Dritte Reich". In einem Exkurs wird die Arbeitsverwaltung in der DDR behandelt, um die Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland in einen innerdeutschen Vergleich einzubetten. Die Darstellung der Geschichte der Bundesanstalt für Arbeit folgt dem Spannungsbogen von der passiven zur aktiven Arbeitsmarktpolitik und deren Fortentwicklung zur aktivierenden Arbeitsmarktpolitik in der Gegenwart. Es wird gezeigt, dass die Bundesanstalt bei der Bewältigung der "Beschäftigungskatastrophe" im Zuge des Vereinigungsprozesses beachtliche Erfolge erzielt hat, obwohl das Instrumentarium der aktiven Arbeitsmarktpolitik, das auf die Feinsteuerung des Arbeitsmarktes unter den Bedingungen der Vollbeschäftigung zugeschnitten war, zur Bekämpfung struktureller Arbeitslosigkeit wenig geeignet war. Bei der Behandlung der jüngsten Vergangenheit werden die Schwerpunkte auf den Aufbau der Arbeitsverwaltung in den neuen Bundesländern, die Europäisierung des Arbeitsmarktes, die Durchbrechung des Vermittlungsmonopols der Bundesanstalt sowie neue Strategien zur Sicherung der Zukunft der Arbeit gelegt." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Lieferzeit unbestimmt. Kontaktieren Sie uns für genauere Infos