Andrea Sansovino und seine Schule
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Während für den Erforscher und Freund der antiken Kunst naturgemäss stets die Plastik im Vordergrunde des Interesses stehen wird, hat sich auf dem Gebiete der neueren Kunst die allgemeine Aufmerksamkeit vorzugsweise den beiden anderen Hauptkunstgattungen zugewendet. Mag der Grund davon zum Teil in der Tatsache liegen, dass die moderne Zeit den Schöpfungen der Skulptur ein relativ geringes Verständnis entgegenbringt, jedenfalls erscheint es befremdlich, dass dieselben auch innerhalb solcher Kunstperioden, in denen sie den Hervorbringungen der Malerei und Architektur durchaus ebenbürtig und gleichwertig zur Seite stehen, weiteren Kreisen mehr oder weniger fern bleiben, während die Erzeugnisse der Schwesterkünste sich des stets zunehmenden Interesses der Gebildeten erfreuen. Selbst bei Michelangelo, dem in allen drei Kunstgattungen in hervorragender Weise tätigen, scheint es, als wäre man geneigt, sein Wirken auf plastischem Gebiete, das er bekanntlich doch selbst als sein eigentliches Feld betrachtet wissen wollte, seiner Eigenschaft als Maler und Architekt wenn nicht hintanzusetzen, so doch nicht mit genügendem Nachdruck voranzustellen.
Vereinzelt sind noch immer unparteiische Beurteiler, die die Wertschätzung dieses Meisters auf das gebührende Mass beschränken, ja bisweilen, wie angesichts der vielbewunderten "Nacht" ketzerisch genug sind, ihren Bedenken Ausdruck zu leihen und im Übrigen zu glauben, dass es innerhalb der italienischen Renaissanceplastik noch Werke gebe, die auch neben dem grossen
Florentiner Anspruch auf Beachtung, beziehendich Nachahmung von Seiten der Künstlerwelt erheben dürfen.
In erster Linie hat diesen berechtigten Anspruch der 15 Jahre ältere Kunstgenosse des Genannten, Andrea Sansovino. Diesem Meister, der mit anderen ersten Geistern seines Vaterlandes das Los teilt, selbst von der eigenen Nation mehr genannt als gekannt zu werden, und der auch in der kunstgeschichtlichen Literatur bisher nicht entfernt die ihm gebührende eingehende Berücksichtigung gefunden hat, sollen die folgenden Blätter gewidmet sein. [...]
Dieses Buch ist ein Nachdruck der historischen Originalausgabe von 1881.
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