AIDS und Generationenbeziehungen
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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1, 7, Universität Bayreuth (Lehrstuhl für Ethnologie), Veranstaltung: Generationenbeziehungen in Afrika, Sprache: Deutsch, Abstract: Geschätzte 38, 6 Millionen Menschen weltweit waren im Jahre 2005 HIV-positiv. Etwa 4, 1 Millionen Personen infizierten sich in diesem Zeitraum neu, während 2, 8 Millionen ihr Leben an AIDS verloren.
Die meisten der Betroffenen gehören dem sowohl sexuell aktivsten als auch wirtschaftlich ergiebigsten Teil der Bevölkerung an: der Altersgruppe zwischen 15 und 49 Jahren. Dies hat dramatische Auswirkungen auf jegliche Aspekte des sozialen und wirtschaftlichen Lebens (vgl. Gosh & Kalipeni 2004: 306).
Viele der Erkrankten haben Nachkommen, die sie nach ihrem Tod als Waisen zurücklassen. Im sub-saharischen Afrika wurden 9 % der Kinder unter 15 Jahren durch die Epidemie zu Halb- oder Vollwaisen (alle Zahlen: UNAIDS 2006).
Die Folgen für ihre Zukunft sind mannigfaltig. Nicht nur der Verlust von geliebten Menschen ist zu bewältigen. Die ökonomischen, sozialen und gesundheitlichen Lebensgrundlagen der Waisen können vielerorts nicht mehr gewährleistet werden.
Der Mehrheit afrikanischer Gesellschaften wird ein starker innerfamiliärer Zusammenhalt (das Modell der "extended family") zugeschrieben. Kinder, die beide Elternteile verloren haben, werden oftmals von diesem sozialen Netz der erweiterten Familie aufgefangen und in den Haushalt eines meist älteren, weiblichen Familienmitglieds aufgenommen (vgl. Guest 2003: 18).
Pflegekinder aufzunehmen ist eine durchaus gebilligte und auch erwünschte Art und Weise Ressourcen innerhalb der erweiterten Familie zu verteilen, so dass sowohl individuelle Haushalte sichergestellt als auch familiäre Bande gestärkt werden. Eltern haben auf diese Weise die Möglichkeit, hohe Geburtenraten wirtschaftlich zu kompensieren, während die Pflegefamilie eine Arbeitskraft, Gesellschaft und eine eventuelle Altersabsicherung gewinnt. Manchmal handelt es sich auch einfach um pragmatische Gründe wie die Nähe zu einer Bildungseinrichtung, warum ein Kind außerhalb des Haushalts der biologischen Eltern aufwächst (vgl. Gosh & Kalipeni 2004: 312-313).
Mein Ziel ist es, im ersten Schritt die Frage zu klären, welche Merkmale die Beziehung zwischen Großeltern und -kindern ausmachen und wie die erwähnten Pflegekindsysteme, vor allem die Aufnahme von Enkeln in den Haushalt der Großeltern, im "normalen" afrikanischen Kontext funktionieren. Im zweiten Schritt möchte ich untersuchen, inwiefern die Welle der Modernisierung und das Auftreten von HIV/AIDS die Beziehung zwischen den Generationen und traditionelle Betreuungsmodelle beeinflusst und verändert hat.
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